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Emanuel
Ogrodniczek

Farbe als fünftes Element

Emanuel Ogrodniczek zeigt seinen Bilderzyklus „Vier Elemente“ im Klavierhaus Labianca

OFFENBURG. Es gibt auch Zeichnungen von Emanuel Ogrodniczek in der aktuellen Ausstellung im Offenburger Klavierhaus Labianca. Aber selbst diese Figurinen-Etüden, mit denen der Maler, um sich auf die Kunst einzustimmen, sein Tagwerk beginnt, sind nicht eigentlich zeichnerisch, sondern quasi aus einer Strichmasse modelliert. Auch hier geht Ogrodniczek malerisch zu Werke. Denn die Malerei ist dem Künstler, der seine Kunst in den Dienst der vier Elemente stellt, quasi das fünfte Element.

Denn mit Farbe, Licht, Textur und Bildträger kann der in Lahr lebende Maler ungemein suggestiv umgehen. Abstrakt – gegenständlich, ist dabei eher nebensächlich. Bei Emanuel Ogrodniczeks Bildern ist diese Grenze aufgehoben. Seine in viele rechteckige Leinwandstücke zerlegbaren See- und Himmelsstücke etwa lassen sich genauso als virtuos gemalte Naturstudien „lesen“ wie als autonome Malerei.

Dem kommt das elementare Thema entgegen. Die auf den griechischen Philosophen Thales aus dem kleinasiatischen Milet zurückgehende Lehre von den vier Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft, die nach Thales der Physik als Grundbaustoffe zu Grunde liegen, bietet Ogrodniczeks Pinsel das ideale Futter. Dabei malt er die Elemente nicht in physikalischer Reinform, sondern nähert sich in ihrer Darstellung der – am Oberrhein so beliebten – Landschaftsmalerei an. Feuer, Luft und ockrige Erdtöne zum Beispiel setzten sich vor dem inneren Auge zu einer Provence-Landschaft in schönem Cezanne-Kolorit zusammen, in der der Betrachter sich meditierend verlieren darf.

Es fällt schwer, sich dem Sog dieses Farbraums zu entziehen, dessen Wirkung noch durch den Bildträger gesteigert wird. Ähnlich wie Gotthard Graubner verwendet Ogrodniczek kissenartig aufgepolsterte Leinwände, die der gelernte Schneider selbst herstellt. Die gewölbte Oberfläche versetzt das Spiel von Licht, Farbe und unbestimmbarer Tiefe, das der spontane Einsatz von Farbe und Textur auf der Leinwand erzeugt, scheinbar in eine ruhig und organisch atmende Bewegung. Es scheint Ogrodniczek darum zu gehen, für die kosmische Energie und das ewige Weben des Universums, meditative Sinnbilder zu finden. Nicht umsonst sind die „Vier Elemente“ zuerst in einer Kirche ausgestellt worden.

Ogrodniczek tastet sich damit ebenso spekulativ und , wenn man so will, esoterisch, an einen Welt-Erklärungsversuch heran wie es der Vorsokratiker Thales tat. Ein denkbar großer Kontrast zu der politisch engagierten Kunst in der Tradition von Otto Dix und den Neusachlichen der Offenburger Malerin Gretel Haas-Gerber, die hier in der Villa an der Ecke Zähringerstraße/Grabenallee bis zu ihrem Tod im Jahr 1998 gelebt hatte. Zwei ihrer Bilder sind im Obergeschoss noch zu sehen. Zum Klavierhaus Labianca, das heute hier residiert, passen die in ihrem Farbrhythmus durchaus musikalischen Bilder Ogrodniczeks dagegen sehr gut.

Emanuel Ogrodniczek bekennt sich zu seinen Wurzeln in der realistischen Malerei. Sein zweites Standbein sind Auftragsarbeiten aus der Industrie, wo er in realistischer Manier Maschinen und Menschen porträtiert.

Ralf Burgmaier, Badische Zeitung vom 05.08.2005

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